Dienstag, 2. Juli 2013

Budapest - eine neue Liebe zwischen Ruinen und Palästen

Eines direkt zu Anfang: Budapest hat mich positiv überrascht. Nun könnte man annehmen, dass ich eine negative Erwartung hatte. Aber nein, ich hatte eigentlich überhaupt keine Vorstellung, was für eine Stadt mich da erwartet. Die perfekte Ausgangssituation, um vorurteilsfrei durch die Straßen zu ziehen und alle Eindrücke auf sich wirken zu lassen.

Mit seinen knapp 2 Millionen Einwohnern ist Budapest neben der Hauptstadt auch die größte Stadt Ungarns. Sie entstand erst im 19. Jahrhundert aus dem Zusammenschluss von Buda, Óbuda und Pest. Durchkreuzt wird die Stadt von ihrer Lebensader, der Donau. Mit seiner Breite von rund 750, kann sich der Fluß durchaus sehen lassen. Ein Spaziergang an der Promenade überzeugt mit beeindruckenden Aussichten auf das am Hang gelegene Buda. Vor allem bei Sonnenuntergang ist ein Spaziergang am Donau-Ufer etwas ganz besonderes. Während sich die Sonne rot glühend langsam hinter den Hügeln von Buda versteckt, erlebt ihr ein wundervolles Licht auf die Stadt und unzählige prunkvolle Bauten erhalten eine dunkle Umrandung. Wenn es eine perfekte Fotokulisse gibt, dann ist es diese.

Mit dem Boot bei Sonnenuntergang auf der Donau
Wer vollends in die romantische Abendstimmung abtauchen möchte, tut es uns gleich, und erlebt die Abendstimmung auf einem Boot. Dank Dunarama durften wir über die Donau pesen. Fotofinger: Go! Ich gebe zu, ein bißchen habe ich mich Luxus-Gören-mäßig gefühlt. Das ist ja normalerweise nicht so mein Ding. Doch die beeindruckende Kulisse und rote Abendsonne haben alle kleinen, zweifelnden Teufelchen in mir einfach weggeschmolzen.

Bilderbuch-Stimmung

Für das anschließende Ausgehen am Abend braucht man auch als Tourist nicht wirklich einen Plan. Es gibt unzählige Lokale, Kneipen und Bars, die an einem Freitag Abend voll mit jungen Menschen sind. Was die Kneipen-Szene in Budapest für mich so besonders gemacht hat, ist ihre Kreativität. Schnöde Bar mit Tischen und Stühlen? Fehlanzeige. Bunt muss es sein, dekorativ und anders.

Alle Bars und Lokale sind bunt und einladend
Rechts übrigens der Eingang zur Toilette
Übrigens dürft ihr den fantastischen Wein nicht verpassen!
Kinderspielzeuge sind bei der Deko auch ziemlich im Kommen...
Deckenbeschriftung im Egyketto

Besonders beeindruckt haben mich die Ruinenkneipen. Besucht haben wir nur eine, doch es gibt einige davon. Wie so häufig, war ursprünglich die Not der Ideengeber. Aufgrund einer Vielzahl von leerstehenden Gebäuden, kamen Studenten auf die Idee, diese Räumlichkeiten bis zu ihrem Abriss anzumieten. Mit wenig Mitteln aber sehr viel Einfallsreichtum und eigenem Handwerk schufen sie aus alten Möbeln und günstigen Materialien eine Kneipe. Aufgrund des Erfolges, etablierte sich das Konzept und inzwischen sind die sogenannten Ruinenkneipen ein fester Bestandteil der Szene.

Zugegebenermaßen muss man schon einen Hang zum Alternativen haben. Luxus ist hier nicht zu erwarten. Uns trieb es ins Szimpla Kert – angeblich die Mutter aller Ruinenkneipen (Insider verrieten später, dass dem gar nicht so ist, aber egal). Und ich kann euch sagen, niemals hätte ich mir vorstellen können, was uns dort erwartet. Man tritt in ein von außen völlig verwahrlostes Haus ein und wird begrüßt von unzähligen bunten Lichterketten, Musik, schnatternden Menschen und einer unendlichen Gemütlichkeit. Der große Innenhof war vollgepackt mit Pflanzen, Stehtischen und Lampen. Dass wir uns in einem Hof befinden, fiel mir erst viel später auf. Denn die Atmosphäre lässt einen geschlossenen Raum vermuten. Von diesem Innenhof führen mehrere Treppen in den ersten Stock. Von dort hat man einen tollen Blick auf das Partyfolk im Erdgeschoss. Gleichzeitig führen die Treppen in unterschiedliche Zimmer des Hauses. Überall stehen Stühle, Sofas, Tische, Tischkicker und zum Teil sind kleine Wein-Bars in die Zimmer integriert. Ich würde es fast mit einer Erlebnis-Bar vergleichen.

Das Szimpla besticht durch morbiden Charme und Kreativität
Jede Ecke ist einzigartig (Foto: Angelika Gürtl www.nomadearth.com)
Der Blick von oben aufs Partyfolk (Foto: Angelika Gürtl www.nomadearth.com)
Gleichzeitig gibt es in jedem Winkel etwas zu entdecken. Sei es ein Dreirad, Spielfiguren, Graffitis, Blumendekoration, Kerzen, Bilder…es ist nicht aufzuzählen, was ihr dort erleben könnt. Und auch das Partyfolk ist offen, nett und immer für einen kleinen Plausch zu haben. Ein Paradies, ich kann es nicht anders beschreiben.

Und genau das habe ich bei meinem ganzen Besuch in Budapest gespürt. Die junge Szene gibt der Stadt ein tolles Flair. Ob Festivals, Kreativmärkte oder einfach einzigartige Cafés, die Vielfalt ist unbeschreiblich. Am Sonntag morgen flanierten wir noch über den WAMP, einen kleinen Design Markt mitten in der Stadt. Überraschenderweise trafen wir dort sogar auf eine Frankfurterin, die aktuell in Ungarn lebt. Ich liebe ja solche Märkte und bin sicherlich drei Mal drübergelaufen. „Nur mal gucken“ läuft natürlich auch nicht. Ja, ich gebe zu, ich hätte nicht unbedingt noch eine Tasche gebraucht…aber sie ist doch so schön!!!

Gleichzeitig strotzt Budapest nur so vor Geschichte, davon erzählen die omnipräsenten historischen Bauten. Diese kann man, zumindest im Pest’er Teil, übrigens auch ganz wunderbar mit dem Fahrrad erkunden.

Geführte Fahrradtour durch Pest
Traumausblicke
Jüdisches Denkmal
Blick von der St. Stephans Basilika
Blick vom Burgenviertel
Blick vom Burgenviertel

Fest steht, dass ich zurückkommen werde. Budapest hat sich vollends in mein Herz gebrannt. Die Stadt strahlt eine Entspanntheit aus, die ich von wenig europäischen Großstädten kenne. Obwohl es unendlich viel anzuschauen gibt, fühlt man nicht den Druck von einem Punkt zum nächsten zu rennen. Man kann entspannt von Ort zu Ort flanieren und sich in einem der unzähligen Cafés und Bars fallen lassen. Und genau so etwas liebe ich an Städten. Eine Stadt, die nicht eingebildet und großkotzig daherkommt, sondern einen empfängt und in ihre warmen Arme schließt. Ich glaube, ich bin ein bißchen verliebt.



Auf diese Reise wurde ich vom Ungarischen Tourismusamt eingeladen. Danke an Bernadett und Eva für die wunderbare Begleitung. Meine Herzsprünge sind davon unbeeinflußt.

10 Kommentare:

  1. Hallo Nina,
    ganz toller Bericht, macht richtig Lust auf die Stadt und auf mehr! Die schönsten Momente eingefangen! LG Nicole

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  2. Was für großartige Fotos und sehr spannende Einblicke! Das Jüdische Denkmal - der absolute Hammer.
    Vor Jahren wollte ich mal hin, hat sich dann aber nie ergeben und ist dann aus dem Blickfeld geraten bzw. wurde auch viel Negatives über Ungarn berichtet. Auf jeden Fall scheint zu stimmen, was mir vor Jahren eine ungarische Kollegin sagte: Budapest ist wunderschön!
    LG /inka

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    1. Danke! Das jüdische Denkmal habe ich leider auch nur von Weitem betrachtet. Zudem steht in Budapest auch die zweitgrößte Synagoge der Welt. Ich werde definitiv nochmal hinfahren...habe zu viel gar nicht gesehen!
      Ich würde sagen, es lohnt sich, die Stadt wieder ins Blickfeld zu nehmen ;-)

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  3. Hast ja gar nichts darüber geschrieben, dass es auch unter der Stadt recht interessant ist...

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  4. Soso, du warst also die Luxus-Göre, die sich lazsiv auf dem hinteren Teil des Bootes geräkelt hat, während alle andere hart arbeitetn und die Kohlen in den Feuerkessel schaufelten :)
    Oder habe ich mich da aus dem Augenwinkel verguckt ^^

    Wirklich schöner mit Bericht mit tollen Fotos!
    LG Phil

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    1. *räusper* also eigentlich hingst Du ja wohl Poser-mäßig halbnackt über dem Boot, wenn ich mich da nicht verguckt habe ;-)
      Ich alte Luxus-Göre habe sogar GROßZÜGIG auf den mir zustehenden Champagner verzichtet, damit ihr genug habt...aber DAS ist natürlich keinem aufgefallen! *tse* ;-)

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  5. Budapest ist schön und interessant - wie seit eh und je.
    Toller Bericht und wunderschöne Bilder...

    liebe Grüsse vom Muger

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